Dorfgespräch: Bergziege, Leuchtturm-Express oder Rissener Acht?

„Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, betonte Claus W. Scheide in seinem Referat zum Thema „Bürgerbus“ beim 2. Dorfgespräch am 11. Juli im Rissener Bürgerhaus. „Es gibt erprobte und gut funktionierende Modelle mit Busvereinen – und es gibt interessante Kooperationsmöglichkeiten mit dem ÖPNV, bei uns also mit dem HVV.“

Der Bürgervereinsvorsitzende wies darauf hin, dass man sich in Rissen schon seit Jahrzehnten mit einer Ergänzung zu S-Bahn und Linienbus befasst und dass es nun darauf ankäme, ein realistisches Konzept zu entwickeln. „Allein kann ein kleiner Verein das nicht schaffen“, stellte der Jurist Scheide klar. Dazu seien die rechtlichen Rahmenbedingungen mit Linienkonzession, Betriebspflicht, Personenbeförderungsrecht und Finanzierung zu komplex. „Aber wir können die Grundstruktur planen und dann in konkrete Verhandlungen mit dem HVV treten. Ein Kooperationsvertrag des HVV sieht Sonderformen des Linienverkehrs nach § 43 des Personenbeförderungsgesetzes ausdrücklich vor.“

„Der Bedarf an einer ‚Bergziege’ ähnlich der Linie 48 in Blankenese ist in Rissen unbedingt vorhanden“, bekräftigte der Journalist Marcus Schmidt. Erst kürzlich beim Bürger-Dialog sei wieder dringlich angemahnt worden, dass es zwischen dem Wittenbergener Strand, dem Dorfzentrum, dem Klövensteen mit Wildgehege, den Sportanlagen am Marschweg und den bestehenden und den geplanten Wohnanlagen für Geflüchtete und Neubürger überhaupt keine öffentliche Verkehrsverbindung gibt. Ebenso wächst die Nachfrage bei den Bewohnern der Seniorenwohnanlagen an der Elbe und im Klövensteen. Ein großer Achterbogen, der vom S-Bahnhof Rissen ausgehend den Süden und den Norden von Rissen verbindet, fehlt ganz einfach, stellten die Gesprächsteilnehmer fest. Grundlage für das Buskonzept muss eine zentrale Bedarfsermittlung sein, darin waren sich alle Teilnehmer des Dorfgesprächs einig. Vorgeschlagen wurde, in den Rissener Geschäften und Arztpraxen Petitionslisten auszulegen, in denen die Bürgerinnen und Bürger ihren Bedarf eintragen können.

„Schön wäre es, wenn man einen Testbetrieb vereinbaren könnte“, wünschte sich Pastor Dr. Anton Knuth. „Dann könnte man ganz praktisch ausprobieren, wie so etwas funktioniert.“ Claus W. Scheide hat für den Rissener Bürgerverein bereits Kontakt mit einem erfolgreichen Bürgerbus-Verein in Nordfriesland aufgenommen und wird demnächst dorthin fahren, um sich zu informieren. Scheide regt an, im Bürgerverein eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich an der Recherche beteiligt und das Konzept für Rissen entwickelt. Wer daran mitarbeiten möchte und an weiteren Informationen zum Bürgerbus-Konzept interessiert ist, kann sich jederzeit gern melden. Kontakt per Mail: info@buergerverein-rissen.de, per Telefon: 040 – 81 12 56.