Mobilitätskonzepte im Hamburger Westen – Forderungen

Der Bürgerverein Rissen vertritt die Auffassung, dass eine Mobilitätswende vom umwelt- und gesellschaftsbelastenden individuellen Kfz-Verkehr zur gemeinsamen Mobilität, im Hamburger Westen einen Anschluss des Bereiches westlich von Blankenese an die engmaschige ÖPNV Struktur der Stadt Hamburg erfordert. In den Stadtteilen Iserbrook, Sülldorf, Rissen sowie der Stadt Wedel herrscht immer noch die tief verwurzelte Empfindung vor, großstadtgemäße ÖPNV-Anbindung ende in Blankenese. Daran vermochten jüngste Ausweitungen des 10-Minuten-Taktes der S-Bahn Trasse Blankenese Wedel nichts zu ändern. Vielmehr ist die B 431 unverändert stark belastet, was insbesondere die Fokussierung des Durchgangsverkehres durch die wünschenswerte Zunahme der Verkehrsberuhigung verbliebener alternativer Pendlerouten zukünftig eher noch verschlimmern dürfte.

Vor diesem Hintergrund sind wir – bestärkt durch das Feedback unserer Podiumsdiskussion vom 27. Januar 2020 – der Auffassung, dass eine substantielle Ausweitung des 10-Minuten-Taktes der S-Bahn Trasse Blankenese Wedel, die auch wirklich zuverlässig funktioniert, dringend geboten ist. Dazu ist, im Hinblick auf das Alter, den technischen Zustand sowie die Struktur des Hamburger S-Bahn-Netzes eine deutliche Ausweitung der zweigleisigen Trassenführung der S-Bahn-Strecke Blankenese Wedel unumgänglich.

Petitum:

  • Grundstücksmoratorium zur Sicherung der Möglichkeit eines zweigleisigen Ausbaues der S-Bahn-Strecke Blankenese-Wedel im Streckenabschnitt zwischen Blankenese und Sülldorf, den Bereich östlich bzw. nördlich der vorhandenen Gleistrasse betreffend,
  • Prüfung der Machbarkeit eines teilweisen zweigleisigen Ausbaues zwischen Blankenese und Sülldorf.

Begründung:

Für die Gewährleistung eines dauerhaft zuverlässigen und komfortablen 10-Minuten-Taktes zwischen Blankenese und Wedel ist es erforderlich, die S-Bahn-Strecke zwischen Blankenese und Wedel zumindest teilweise weiter zweigleisig auszubauen. Dieser Streckenabschnitt weist Strukturmerkmale auf, die einem großstädtischen ÖPNV Netz völlig abträglich sind. Das beginnt zunächst mit dem Umstand, dass der Bahnhof Blankenese historisch bedingt ein Kopfbahnhof ist, was aus der Sicht zum Zeitpunkt der Errichtung völlig angemessen war, aber heute ein anachronistisches Relikt darstellt, dass eigentlich durch eine Durchgangsstation ersetzt werden müsste, genauso wie es mit Blick auf den Bahnhof Altona in die Diebsteich geplant ist.

Die Kernproblematik des Kopfbahnhofes besteht darin, dass die Weiterführung der Fahrzeuge nach Wedel eine Gleiskreuzung erfordert, die eine genau aufeinander abgestimmte Ein- und Ausfahrt der Fahrzeuge notwendig macht. Sobald auch nur geringe Verspätungen auftauchen, funktioniert die Abstimmung nicht mehr.

Da aber nicht damit zu rechnen ist, dass sich hieran etwas ändert und man sich zudem auch leider durch den Verkauf des alten Güterbereiches am Bahnhof Blankenese höchstwahrscheinlich auch noch der Möglichkeit entledigte, ein viertes Gleis zu installieren, müssen andernorts Ressourcen geschaffen werden, um die von dem neuralgischen Knotenpunkt Blankenese ausgehenden Verspätungsrisiken kompensieren zu können. Das kann nur dadurch dauerhaft sicher ermöglicht werden, dass die Fahrzeuge im Streckenabschnitt zwischen Blankenese bis Wedel einen deutlich größeren Begegnungsraum erhalten, weil sich aus den fahrzeitenbedingten Fahrbewegungen insbesondere in diesem Teil des Streckenabschnittes wahrscheinlichen Begegnungspunkte der Fahrzeuge ergeben.

Es spricht viel dafür, die Erweiterung des zweigleisigen Ausbaus der Strecke Blankenese Wedel nicht bereits am Bahnhof Iserbrook beginnen zu lassen, sondern bereits möglichst früh hinter dem Bahnhof Blankenese, um den Begegnungsraum möglichst weit zu fassen.

Maßnahmen:

Bereits kurz hinter der Ausfahrtskurve von Blankenese Richtung Wedel müsste ungefähr auf der Höhe des Hallenbades Simrockstraße eine zweigleisige Trassenführung beginnen, in dem östlich des vorhandenen Gleises eine zweite Trasse gelegt würde. Dafür müsste die Fußgängerbrücke über die S-Bahn Trasse Bargfredestraße / Simrockstraße erweitert werden und Teile der Kleingartenanlage östlich der Bahntrasse in Anspruch genommen werden.

Der S-Bahnhof Iserbrook müsste zweigleisig ausgebaut werden, wofür östlich des Bahnhofes eine Ausfädelung des zweiten Gleises nördlich der vorhandenen Trasse über ein städtisches Grundstück, das noch die alte Streckenführung der Trasse vor Errichtung des neuen iserbrooker Bahnhofes im Jahre 1978 erkennen lässt, möglich ist. Dem folgend müsste eine weitere Brücke über die Straße Hasenhöhe errichtet werden und sodann parallel zu dem vorhandenen Bahnsteig, der dann Mittelbahnsteig werden würde, der erhöhte Damm nach Norden hin erweitert werden, um genügend Platz für die zweite Gleistrasse zu geben. Dafür ist genügend Raum auf einer Gemeinbedarfsfläche vorhanden. Weiter nach Westen müsste dann parallel zu der bereits vorhandenen Brücke über die B 431 eine weitere Brücke errichtet werden und dann weiter nach Westen folgend die zweite Trasse nördlich der vorhandenen bis nach Sülldorf geführt werden.

Im Bereich des Bahnhofes Sülldorf müsste am Bahnsteig voraussichtlich kaum etwas geändert werden. Allerdings erforderte die zweigleisige Führung eine Modernisierung des Stellwerkes. Das Stellwerk im Bahnhof Sülldorf ist das wohl älteste Stellwerk im Bereich der S-Bahn Hamburg und wird zu erheblichen Teilen noch durch Zugseilmechanik betrieben, die allerdings inzwischen sehr anfällig ist. Zudem besteht aufgrund der erheblichen körperlichen Kräfte, die aufzuwenden sind, um die Zugseilmechanik in Gang zu setzen, ein personelles Problem der S-Bahn Hamburg, da offenkundig nur wenige der Dauerbelastung standhalten können. Mit einer Digitalisierung des Stellwerkes könnte daher ein leidiges Thema einer zwar historisch interessanten, aber inzwischen anfälligen und personalproblematischen Bahnstruktur gelöst werden.

Dorfgespräch: Gemeinsam für Rissen

„Mobilitätskonzepte im Hamburger Westen“

vom 27. Januar 2020

Wir freuen uns, dass unser Dorfgespräch zu den Mobilitätsthemen im Hamburger Westen großes Interesse weckte und mehr als 250 Gäste der Podiumsdiskussion mit Politik, dem HVV sowie der Stadt Wedel folgten. Die Debatte ergab, vier Hauptforderungen, die von allen Podiumsmitgliedern befürwortet wurden:

  • Ausweitung des Zehn-Minuten-S-Bahn-Taktes,
  • Zuverlässigkeit der S-Bahn fördern,
  • Überprüfung des Angebots des Rissener Quartiersbusses,
  • Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur

Der Bürgerverein wird diese Forderungen weiterverfolgen, mit den Rissener Bürgern diskutieren und in einem Jahr im Rahmen einer weiteren Podiumsdiskussion nachkontrollieren. Wir werden aber auch all die Zuschriften und Notizen, die wir erhielten, auswerten, zusammenfassen und der Politik zur Beantwortung vorgelegen. Das Dorfgespräch vom 27. Januar 2020 ist daher nur ein Auftakt zu einer dauerhaften öffentlichen und nachhaltigen Debatte zum Thema Mobilität im Hamburger Westen, die auch gesondert zu einzelnen Themenkomplexen fortgeführt wird.

Der Bürgerverein begrüßt, dass weitgehende Einigkeit darin besteht, eine Entlastung des Straßenverkehrs nur durch eine Steigerung des Angebotes des Öffentlichen Personennahverkehrs herbeiführen zu können.

Außer dieser Schwerpunktsetzung auf den ÖPNV lieferte allerdings niemand ein Konzept, wie das bewerkstelligt werden könne. Daher erstreckte sich die Diskussion auf bereits seit langem erörterte Einzelmaßnahmen, deren Umsetzung allerdings bis heute auf sich warten lässt, wie zum Beispiel eine weitere Ausweitung des Zehn-Minuten-Taktes der S-Bahn-Strecke zwischen Blankenese und Wedel oder deren zweigleisiger Ausbau. Die Politik formulierte zu beiden Punkten erfreulicherweise ungewöhnlich deutlich, diese „dicken Bretter“ weiterzuverfolgen. Dem werden wir nachgehen.

Viele Radfahrer fühlten sich angesichts schlechter Radwege und zunehmender Enge im Straßenverkehr benachteiligt und forderten eine schlüssige Radwegekonzeption, bei der viele Gesichtspunkte, wie zum Beispiel auch hinreichend sichere Fahrradabstellplätze gehören. Bemerkenswert fanden wir daher auch, dass ein nüchterner Umgang bei der Planung des Straßenverkehrsraumes vertreten wurde: Weg von der Idee, allen in jedem Verkehrsraum gleichermaßen Raum einzuräumen und hin zu einer einzelfallbezogenen Bestimmung der Straßen als vorrangig dem Kfz-Verkehr dienend oder vorrangig dem Fahrradverkehr dienend bzw. zur Nutzung durch Fußgänger zur Verfügung stehend.

Ferner gab es bereits im Vorwege viel Zuspruch für die Rissener Quartiersbuslinie. So erhielten wir von einer Seniorin eine Zuschrift voll Dankbarkeit, in der sie erklärte, nach Einführung des Busses sich entschlossen zu haben, ihr Auto zu verkaufen, weil sie nun den Ortskern mit dem ÖPNV erreichen könne. Wir sehen uns dadurch darin bestätigt, mit dem Bus einen guten Schritt der Stärkung der sozialen Teilhabe bewerkstelligt zu haben.

Es erreichte uns allerdings auch Kritik. So wurde bemängelt, dass der Bus immer noch nicht am Sonnabendnachmittag und am Sonntag fährt. Außerdem wurde ein 20-Minuten-Takt für die Dorfkutsche gefordert. Darüber hinaus stören sich Anwohner der Busstrecke an den besonders frühen und späten Fahrten des Busses, offenkundig weil die bisher leider immer noch eingesetzten älteren „MIDI-Busse“ sehr laut sind und mit älteren Dieselmotoren betrieben werden. Diese Busse sind auch aus unserer Sicht ein Ärgernis, weil sie so gar nicht in das von uns verfochtene Bild der Nachhaltigkeit passen. Daher können wir verstehen, dass man sich fragt, welchen Sinn es mache, wenn diese Busse in den Randzeiten öfter einmal leer fahren.

Daher begrüßen wir die Anschaffung neuerer, kleinerer Busse, die deutlich leiser sind und mit Dieselmotoren betrieben werden, die der neuesten Dieselnorm entsprechen. Allerdings ergaben sich dieser Tage technische Probleme im Zusammenhang mit einer Buskehre, die dazu führten, dass bauliche Änderungen vorgenommen werden müssen, bis die neuen Busse wieder stetiger in Rissen eingesetzt werden können. Nach unseren Kenntnissen schob die Bauabteilung des Bezirkes Altona die Baumaßnahmen bereits an.

Aus unserer Sicht ergibt sich ein grundsätzliches Problem des eigentlich von allen politischen Vertretern der Debatte propagierten Paradigmenwechsels beim ÖPNV: Wer beabsichtigt, dem Bedarf voranschreitend ein breites Angebot an öffentlichen Beförderungsmitteln zu unterbreiten und nicht nur einer Beförderungsnot hinterher wirtschaften will, der muss dafür sorgen, dass das Angebot besonders attraktiv ist und Belastungen von Mensch und Umwelt möglichst gering gehalten werden.

So eine Verkehrswende ist auch im äußersten Hamburger Westen bitter nötig, wie sich an der nun seit vielen Jahren auf nahezu gleichbleibend höchstem Niveau belasteten B 431 zeigt. Hier ist aus unserer Sicht mittelfristig damit zu rechnen, dass das Fassungsvermögen der Straße ausgeschöpft ist. Auf die Nerven der Anwohner trifft das schon lange zu. Der Bürgerverein Rissen nimmt es daher mit Fassungslosigkeit zur Kenntnis, dass die Bezirkspolitik, mit ihrem für die Anwohner der betreffenden Straßen jeweils sicher sehr verständlichen Bestreben der Einführung von 30-Zonen, offenkundig eine Politik der Fokussierung des Verkehrs auf die B 431 verfolgt. Das ist nicht hinnehmbar.

25. Juni 2017

„Die Spekulationen über die Bebauung an der Suurheid sowie die damit verbundene Ansiedlung von Geflüchteten veranlasst mich dazu, alle Beteiligten zur Besonnenheit aufzurufen”, sagt Claus Scheide, 1. Vorsitzender des Bürgervereins Rissen. Hetzerische Flugblätter waren in den vergangenen Wochen in Rissen verteilt worden, die viele Fragen zur Belegung im Bereich Suurheid und Sieversstücken stellten, die nach Ansicht der Verfasser unbeantwortet sind.

Den Bericht zum Thema (“Rissener Rundschau”) gibt’s hier zum Anschauen und Download: 2017-06 BV zum Bürgervertrag

Die Spekulationen über die Bebauung am Suurheid sowie die damit verbundene Ansiedlung von Geflüchteten veranlasst mich dazu, alle Beteiligten zur Besonnenheit aufzurufen. Kürzlich stellten die Partner des Bürgervertrages das Ergebnis ihrer Verhandlungen über die Einzelheiten der Bebauung und Belegung des Neubaugebietes Suurheid vor und machten damit einen ersten Schritt an die Öffentlichkeit. Dem wird einer zweiter Schritt im dritten Halbjahr 2017 folgen: Die Rissenerinnen und Rissener sind aufgerufen, in einem Planungsworkshop sich zu dem Vorhaben einzubringen.

Die Presseerklärung von Claus W. Scheide, 1. Vorsitzender des Bürgervereins, finden Sie hier: Presseerklärung BvR 16.06.2017.

Die Textfassung des Grußwortes des Vorsitzenden des Bürgervereines Rissen, Herrn Claus W. Scheide, zur Kirchengemeinderatswahl der Johannes Kirchengemeinde Rissen können sie hier runterladen. Es gilt das gesprochene Wort.

Die Textfassung der Rede des Vorsitzenden des Bürgervereines Rissen, Herrn Claus W. Scheide, anlässlich des Volkstrauertages am 13. November 2016 können Sie hier runterladen. Es gilt das gesprochene Wort.